Team-TÜV
Strukturierter Zugang zu "eigenen Themen"
Teamentwicklung beruht üblicherweise auf einem Vorgespräch und bei Bedarf auch auf einer vorherigen Situationsdiagnose, um anstehende Themen und Ziele möglichst genau vorab zu definieren. So sollen hohe Arbeitseffizienz und messbare Ergebnisse der Teamentwicklung sichergestellt werden. Je professioneller Teamentwicklung angegangen wird, desto klarer und konkreter, vielleicht aber auch "enthüllender" oder "unentrinnbarer" sind die Diagnose, der Arbeitsauftrag und die daraus abgeleitete Vorgehensweise im Teamentwicklungs-Workshop.
Für manche Teammitglieder oder Teamleiter führt das Bemühen des Coaches (oder auch des nächsthöheren Vorgesetzten) um frühzeitige Exaktheit bei Auftrags- bzw. Zielklärung jedoch zu einem gewissen Unbehagen. Denn oft sind die Themen (noch) nicht klar präsent, müssen im Team erst ausgelotet und versprachlicht werden. Daher kann es für Beteiligten schlicht unangenehm oder auch unmöglich sein, die "anstehenden Themen" im Vorfeld deutlich zu umreißen. Es gilt die alte Coaching-Sentenz: "Je näher Du Deinen Klienten anschaust, desto ferner blickt er zurück".
Mit einer Steigerung von Konkretheit der Bedarfsklärung und der Ablaufplanung von Team-Coaching geht deshalb nicht selten eine Zurückhaltung des "auftraggebenden" Kunden zur Teamentwicklung einher - obwohl durchaus die prinzipielle Bereitschaft besteht, dieses erprobte Instrument der Personalentwicklung im eigenen Bereich einzusetzen.
Ein geeignetes Verfahren, diese Eintrittshemmnisse abzusenken und es den Beteiligten zu erleichtern, die Methode "niedrigschwellig" für sich selbst zu entdecken, ist der "Team-TÜV".
Routinekontrolle ist besser als Reparatur
Ein Vergleich: In gewissen Abständen muß das Auto zur Hauptuntersuchung ("TÜV"). Es wird also auch ohne konkreten Anlaß "checklistenartig" auf sicherheitsrelevante Funktionen überprüft. Vorhandener Reparaturbedarf wird klar und objektiv angezeigt. Ist das Auto "durch den TÜV", kann man sich beruhigt auf seine weitere Performance verlassen.
Ein weiteres Bild ist die ärztliche Routine-Kontrolle. Auch hier wird man nach einem vorgegebenen Plan "durchgecheckt", um danach entweder die festgestellte Unregelmäßigkeit zu therapieren oder beruhigt weiterzuleben: "Alles in Ordnung!".
Vergleichbar kann sich das Team einer Haupt-Untersuchung, einem Gesundheits-Check stellen.
Der "Team-TÜV" oder "Team-Check" greift also den Gedanken der Vorsorge auf. Es werden nicht per Bedarfsdiagnose die Probleme ("Krankheiten") des Teams betont. Vielmehr werden anfänglich neutral die Stärken wie auch die Schwächen beleuchtet. Keine defizitbezogene, sondern eine eher neugierige Zugangsweise.
Das Paradigma heißt also weniger "Laßt Eure Probleme exakt benennen und analysieren, um sie auszumerzen und damit das Team zu verbessern", sondern "Laßt mal schauen, wie es dem Team geht, und bei Problemen werden wir gemeinsam aktiv."
Bei zielorientierter Vorgehensweise ist das Ergebnis eines Team-TÜVs ebenso tiefgründig und nachhaltig wie die Resultate "klassischer" Teamentwicklung: wesentliche Probleme werden markiert, bearbeitet, in Arbeitspakete gegossen, gemeinsam umgesetzt, danach kontrolliert, gegebenenfalls in einem Nachfolgetreffen auf Erfolgswirksamkeit überprüft, evtl. nachgesteuert usw.
Jedes Team-Coaching kann definitionsgemäß nur "freiwillig" nachgefragt werden, kann dem jeweiligen Team bzw. der Abteilung zwar nahegelegt, nicht aber "verordnet" werden. Der Freiwilligkeitsgrad und das Interesse am Team-TÜV ist erfahrungsgemäß sehr hoch.
Team-TÜV konkret
Es gibt mehrere Formen des strukturierten Vorgehens. Welche "Prüfliste" genau angewendet wird, ist letztlich zweitrangig. Die Königsklasse des Team-TÜVs ist, daß sich das Team die entscheidenden Performance-Indikatoren selbst setzt, also die Qualitäts-Meßlatte eigenständig vorgibt. Fragen wie: "Woran wollen wir uns orientieren?", "Wie gut wollen/müssen wir sein?" sind häufig bereits wesentliche Schritte zur Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit.
Weiterhin stehen einige am Markt als Team-Checklisten nutzbare strukturierte Ansätze zur Verfügung. Diese werden vom Coach auf Wunsch verwendet oder modifiziert. Als sinnvoll hat sich erwiesen, eher situative/prozeßorientierte (und weniger persönlichkeitsorientierte) Modelle zu verwenden.
Ein angemessen kreativer, spannungsfreier Einstieg rundet den "Team-TÜV" ab und läßt ihn weit entfernt vom "Abhaken" vorgegebener Punkte erscheinen.
Auch können gemeinsam mit der Führungskraft die wesentlichen Check-Punkte im Vorgespräch definiert werden. Erfahrungsgemäß sind es oftmals die "klassischen" Themen (siehe Teamentwicklung).
Leichter Einstieg
Der Team-TÜV ergänzt den rein bedarfs- und nachfrageorientierten Teamentwicklungs-Ansatz durch ein ergebnisoffenes, "barrierefreies" Bearbeiten wesentlicher Teamfunktionen. Hierbei kommt vielfach auch "unerwartet Positives" zum Vorschein.
Team-TÜV eignet sich auch als Einstieg für eine größere Zahl von Entwicklungsmaßnahmen in einem Unternehmensbereich, der rasch, nachhaltig und zielgenau vorankommen möchte. Die Bündelung einer "kritischen Masse" gewinnt dann Organisationsentwicklungs-Qualität.